Seit dem 1. Januar greifen die Neuerungen des im vergangenen Sommer gestimmten Gesetzes. Vor allem Amateursportler, Trainer und Freiwillige dürfen sich freuen
Luxemburger Wort - Donnerstag, den 11. Januar 2024
Es war ein langwieriges Projekt. Jüngst wurde die letzte Hürde genommen: Seit dem 1. Januar 2024 ist die Reform des Sport-urlaubs in Kraft. Das freut nicht nur viele Sportler in Luxemburg. Denn der Kreis potenzieller Kandidaten, die fortan in den Genuss des Congé Sportif kommen, wurde stark erweitert. Amateursportler, Trainer und Betreuer sind betroffen, vor allem aber viele freiwillige Helfer, also genau die Men-schen, die mit ihrem Engagement die Vereine und die Verbände am Leben halten.
Schon unter Sportminister Dan Kersch war das Projekt ausgearbeitet worden. Dessen Nachfolger Georges Engel reichte den Gesetzentwurf zu Beginn des Jahres 2022 ein. Kurz vor Beginn der Sommerferien wurde das Dokument mit der Nummer 7966 schließlich im vergangenen Jahr im Parlament verabschiedet - das Ganze ohne Gegenstimme.
Engel zeigte sich im vergangenen September im Interview stolz und zufrieden. dass die Anpassungen endlich vorgenommen werden konnten. „Wir müssen die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um das ehrenamtliche Engagement im Sport zu fördern und anzu-erkennen, ohne das der luxemburgische Sport nicht funktionieren könnte", sagte der LSAP-Politiker damals.
Und der ehemalige Bürgermeister von Sassenheim ergänzte: „Durch die zwei, vier oder sechs Tage, die man beanspruchen kann, lösen wir nicht das Problem des Frei-willigenamts. Aber es handelt sich um eine Anerkennung für die Menschen, die sich unentgeltlich engagieren. Organisieren sie beispielsweise ein großes, international anerkanntes Turnier in Luxemburg, können sie zehn Tage Sporturlaub bekommen."
Auf Kosten des eigenen Urlaubs
Ein Beispiel illustriert die Neuerungen am besten: Der Europapokal kann für die Luxemburger Fußballvereine ein lukratives Geschäft sein, wenn der internationale Verband beim Weiterkommen interessante Geldsummen ausschüttet. Allerdings bedeuteten diese Abenteuer bislang immer auch persönliche Einbußen, dann nämlich, wenn der eigene Urlaub für die Trips ins Ausland geopfert werden musste. Mit dem neuen Gesetz ändert sich das. Mannschafts-sportler, die auf der europäischen Bühne engagiert sind, haben ein Anrecht auf zwölf Tage Sporturlaub im Jahr. Und vielleicht noch wichtiger: Die Trainer und Physiotherapeuten können zehn Tage Sport-urlaub beantragen. Bei den Freiwilligen sind es sechs Tage. Um Anspruch auf Sporturlaub zu haben, muss der Empfänger des Sporturlaubs ein Angestellter des öffentlichen Dienstes, ein Arbeitnehmer, der durch einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber in Luxemburg verbunden ist, oder einSelbststandiger, welcher der Gesundheitskasse (CNS) angeschlossen ist, sein. Engel erklärte im Gespräch dazu: „Im Prinzip bekommt niemand durch die Neuerungen weniger Sporturlaub als bislang. Es mag die eine oder andere Ausnahme geben, beispielsweise weil jetzt im Text ergänzt wurde, dass man in Luxemburg wohnen muss, um in den Genuss des Sporturlaubs zu kommen. Das war bislang nicht der Fall. Ich finde das aber absolut normal. Der Steuerzahler in Luxemburg bezahlt die Maßnahme, also finde ich, dass die Leute, die in Genuss des Urlaubs kom-men, auch hier im Land etwas zur Ökonomie beitragen sollen."
Ganz oben auf der Liste stehen Luxemburgs Elitesportler mit einem olympischen oder paralympischen Qualifikationspro-jekt. Die können 90 Tage im Jahr auf den Congé Sportif zurückgreifen, den es in einer wesentlich weniger großzügigen Form seit 1976 gibt.
Verzögerung wegen Software und Schulungen
Weil die Reform im Juli gestimmt wurde, machten sich beispielsweise Luxemburgs Basketballvereine, die im Herbst im Europapokal aktiv waren, Hoffnungen, bereits von den Änderungen profitieren zu kön-nen. Dem war allerdings nicht so. Der 1. Januar 2024 wurde als Startdatum definiert, nachdem ursprünglich eigentlich der 1. Juli 2023 anvisiert worden war.
„Es war nicht anders machbar. Es war eine Informationsversammlung mit den Verbänden einberufen worden, um die Neuerungen beim Congé Sportif zu erklä-ren. Während der Versammlung wurde den Föderationen klar, warum sie noch ein wenig Geduld haben müssten. Das Dossier ist komplex. Die Bandbreite an Fällen ist breit", verriet Engel im September. Er er-läuterte: „Es war nicht nur, aber auch ein in-formatisches Problem. Wir mussten erst einmal über die passende Software verfü-gen. Wir mussten auch intern im Ministerium die Mitarbeiter bereit machen. Sie müssen das Gesetz umsetzen können. Sie müssen die zur Verfügung stehenden freien Tage verwalten können. Alles muss konform sein: Bei Personen, die beispielsweise 40 Prozent oder 70 Prozent arbeiten, muss alles verhältnismäßig angepasst wer-den. Das informatische Programm hilft uns dementsprechend ungemein.
" Die sechsmonatige Verzögerung ist nun Geschichte. Das freut die ganze Luxemburger Sportwelt. Die neuen Regelungen am Puls der Zeit erleichtern nämlich nicht nur den Elitesportlern und ihrem Betreuerstab das Leben. Es geht hier auch um die Basis. Die freiwilligen Helfer sind ganz oft auch Ju-gendtrainer, Sekretäre oder Platzwarte.
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Zahlen zum Congé Sportif
Nach den im Aktivitätsbericht 2022 des Sport-ministeriums mitgeteilten Zahlen haben im Jahr 2022 448 Personen vom Sporturlaub pro-fitiert. Ein Jahr davor waren es 323 Menschen.
2022 wurden insgesamt 3.091,5 Tage zugestanden (2021: 2.529,5). Die Gesamtkosten sind von 531.896 Euro auf 676.827 Euro ge-stiegen, wobei sich die durchschnittlichen Kosten pro bewilligtem Tag auf 310 Euro belaufen (2021: 282). 41 verschiedene Sportverbände kamen im Jahr 2022 in den Genuss des Sporturlaubs. Im Jahr 2021 waren es 28 Fode-rationen.
Interessant ist der Blick auf die Sportarten, der Sportler, Trainer und Betreuer, die am haufigsten vom Conge Sportif profitierten. Bei den Teamsportarten führte 2022 in der Statistik Fußball (288 Tage/33 Personen) vor Volleyball (250,5/18), Handball (132,5/22), Rugby (128,5/39), Eishockey (78/26) und Cricket (78/11). Bei den Individualsportarten führt Leichtathletik (190/13), vor Bogenschießen (139/10), dem Kampfsportverband (136,5/14), Schießen (107/4) und Triathlon (94/9). Für das COSL selbst wurden 96 Tage für elf Personen bewilligt.
Die neuen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten
60 Tage pro Jahr: Sportler mit Elite- oder Perspektivprojekt mit dem COSL/LPC
40 Tage pro Jahr: Trainer/Physiotherapeu-ten eines Sportlers mit Elite- oder Perspektiv-projekt
12 Tage pro Jahr: Sportler, die bei einem Club lizenziert sind, der an internationalen Wettbewerben teilnimmt
10 Tage im Jahr pro Club: Freiwillige, die sich an der Organisation internationaler Wettbewerbe in Luxemburg beteiligen
10 Tage im Jahr: Trainer/Physiotherapeu-ten, die Sportler zu internationalen Wettbe-werben, Vorbereitungslehrgängen oder internationalen Lehrgängen begleiten
6 Tage im Jahr: Sportler, die an offiziellen internationalen Wettbewerben teilnehmen
6 Tage pro Person: Begleiter, die ihren Verein zu internationalen Wettbewerben oder Vorbereitungslehrgängen begleiten
6 Tage im Jahr pro Club: Administrative Kräfte (Vereine mit mehr als 200 Lizenzen)
5 Tage im Jahr pro Verband (COSL/LPC): Administrative Kräfte, die an internationalen Weiterbildungen oder Versammlungen teilnehmen
4 Tage im Jahr pro Club: Administrative Betreuer (Vereine mit 50 bis 200 Lizenzen)
2 Tage im Jahr pro Club: Administrative Betreuer (Vereine mit weniger als 50 Lizen-zen)
Hinzu kommen noch viele weitere gültige Möglichkeiten, die auch bereits vor der letzten Reform existierten. Als Anhäufung gilt pro Person das Maximum von 40 Tagen im Jahr.